Washington/Berlin (Reuters) - Der US-Jobmotor läuft inmitten des von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Zollgewitters überraschend rund.
Im Juni kamen 147.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Und im Mai waren es mit 144.000 kaum weniger, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten der US-Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für Juni nur einen Zuwachs von 110.000 neuen Stellen auf dem Zettel. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank überraschend auf 4,1 Prozent, nach 4,2 Prozent im Mai. Der gut ausgefallene Arbeitsmarktbericht stützte den Dollar und trieb die Renditen an den Anleihemärkten nach oben. Gleichzeitig gingen die Wetten auf eine nahende Zinssenkung der US-Notenbank zurück.
Der nächste Zinsentscheid steht am 30. Juli an. US-Präsident Donald Trump übt immer wieder Druck auf die unabhängige Notenbank aus, die Zinsen kräftig zu senken. Zuletzt legte er deren Chef Jerome Powell sogar einen umgehenden Rücktritt nahe.
"Nach dem heutigen US-Arbeitsmarktbericht scheint es immer klarer zu werden, dass die Leitzinsen bei der nächsten Fed-Sitzung nicht gesenkt werden", meint Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank. Da dieser Bericht robust ausgefallen sei, dürfte Powell argumentieren, dass die US-Wirtschaft die höheren Zinsen weiterhin aushalte und keine Notwendigkeit für Zinssenkungen bestehe: "Damit dürfte in den kommenden Wochen mit weiterem Druck seitens US-Präsident Trump auf Powell zu rechnen sein, der aber innerlich noch weniger Zweifel an der Positionierung der Fed haben dürfte."
Die Fed beließ den Leitzins zuletzt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank will laut Powell mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die von Zollerhöhungen geprägte Handelspolitik Trumps auf Inflation und Arbeitsmarkt auswirkt. "Insgesamt geht der Arbeitsmarkt weiterhin nicht in die Knie, trotz der Unsicherheit stiftenden Politik der US-Regierung", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
"CHANCE AUF LOCKERUNG IM SEPTEMBER"
Trump hatte den 2. April zum "Tag der Befreiung" erklärt und zahlreichen Ländern pauschale Zölle von 20 Prozent auferlegt. Diese wurden kurz danach zwar für 90 Tage auf Eis gelegt. Dennoch bleiben in vielen Fällen Basiszölle auf in die USA importierte Waren in Kraft. Fed-Chef Powell geht davon aus, dass die Erhöhung der Zölle in diesem Jahr die Preise nach oben treiben und die US-Konjunktur belasten dürfte.
Der Jobaufbau im Privatsektor fiel im Juni mit 74.000 Stellen weit niedriger aus, als von Experten erwartet. Der öffentliche Bereich war mit 73.000 Stellen fast gleichauf. "Wenn es sich bei den Einstellungen im öffentlichen Sektor um einen Einmaleffekt handelt, wovon auszugehen ist, könnte der Arbeitsmarktbericht im Juli allerdings tatsächlich deutlich schwächer ausfallen", erklärt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank: "Wäre dem so, gäbe es die Chance auf eine geldpolitische Lockerung im September."
(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected])
2025-07-03T14:30:50Z