Die Rezession zeigte sich 2024 unterschiedlich stark in den österreichischen Bundesländern. Rückgänge gab es aber überall. Das zeigte eine Schnellschätzung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) am Donnerstag.
Der Rückgang der Wertschöpfung zeige sich in fast alle Sektoren. Auch der beträchtliche Reallohnzuwachs der vergangenen Jahre habe nicht zu einer Ankurbelung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage geführt, heißt es in der Analyse.
Den stärksten Rückgang der Bruttowertschöpfung verzeichneten im abgelaufenen Jahr Oberösterreich mit minus 3,5 Prozent und Kärnten mit minus 3,3 Prozent. In Niederösterreich lag das Minus bei 1,9 Prozent, im Burgenland bei 1,5 Prozent. In der Steiermark ging die Bruttowertschöpfung um 1,3 Prozent zurück, in Vorarlberg um 1,0 Prozent, in Tirol um 0,5 Prozent; Salzburg und Wien verzeichneten jeweils minus 0,2 Prozent.
Die UniCredit-Bank-Austria berechnete vor einem Monat, dass ein Bundesland doch Wachstum verzeichnet – nämlich Wien. Der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse: Das Wifo verwendet die Bruttowertschöpfung für die Berechnungen, die Bank habe das BIP verwendet, erklärt Wifo-Ökonomin Julia Bachtrögler-Unger. „Anders als die Bruttowertschöpfung enthält das BIP Gütersteuern und keine Steuersubventionen.“
Die stärksten Rückgänge bei der Wirtschaftsleistung gab es in der Sachgütererzeugung, vor allem in Kärnten, Oberösterreich und Niederösterreich. In Österreich insgesamt lag das Minus bei 3,9 Prozent. Einen Zuwachs in der abgesetzten Sachgüterproduktion erzielte 2024 nur Tirol.
Der Hauptgrund für die regional starken Unterschiede ist die Industrie. „Die Industrierezession treibt den Rückgang ganz klar“, so Bachtrögler-Unger. Der Rückgang in der Sachgütererzeugung trifft vor allem Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich.
Die Steiermark habe, trotz der industriellen Prägung, aber teilweise ein spürbares Plus im Vorjahr hinterlassen, sagt die Expertin zur „Presse“. Denn „blickt man auf die einzelnen Branchen, haben sich die Produktionswerte im Maschinenbau, in der Papier- und Pharmaindustrie positiv entwickelt“, so die Wifo-Ökonomin. Dennoch steht unter dem Strich ein Minus.
In Wien, Tirol und Salzburg ist der Einbruch weniger stark, weil dort mehr dienstleistungsintensive Branchen angesiedelt sind.
Wertschöpfungszuwächse gab es 2024 preisbereinigt im Kredit- und Versicherungswesen, im Bereich Information und Kommunikation, in der öffentlichen Verwaltung und im Grundstücks- und Wohnungswesen. Beherbergung und Gastronomie lieferten trotz Zuwächsen bei den nominellen Reiseverkehrseinnahmen 2024 keine Wachstumsbeiträge.
Unterdessen dürfte die Talsohle im Bausektor laut Wifo durchschritten sein: Im Jahresverlauf habe sich eine allmähliche Stabilisierung eingestellt, und auch die Auftragseingänge hätten zugelegt.
Bei der Beschäftigung habe es 2024 einen minimalen Zuwachs von 0,2 Prozent gegeben, nach plus 1,2 Prozent im Jahr davor. Rückgänge verzeichneten hier vor allem die Bauwirtschaft und die Sachgüterproduktion, positive Impulse kamen hingegen aus der öffentlichen Verwaltung und dem Gesundheits- und Sozialwesen.
Am stärksten sank die Beschäftigung in Oberösterreich (–0,5 Prozent), der Steiermark und Kärnten (je –0,3 Prozent). Zuwächse verzeichneten Wien (+1,1 Prozent), Salzburg und Tirol (je +0,8 Prozent).
2025-07-03T12:21:17Z